HALLO Mittwoch, Ausgabe Bad Pyrmont vom 21.12.2016
Autorin und Lebensberaterin Dorothee Döring war beim Hospizverein zu Gast.
Bad Pyrmont. Konfliktfreies Zusammenleben der Generationen und Dauerharmonie zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern – das wünschen sich wohl die meisten Menschen. „Doch ein solcher emotionaler Hort der Geborgenheit ist in den allermeisten Fällen nur Wunschdenken“, sagt Dorothee Döring. Weil der Hospizverein in seiner täglichen Arbeit auch mit diesem Thema oft konfrontiert wird, lud der Vorstand die Krefelder Autorin und Lebensberaterin zu einer Lesung und Diskussion in das katholische Pfarrzentrum St. Georg ein.
„Späte Versöhnung – Auseinandersetzung und Aussöhnung mit den alten Eltern“ heißt Dörings Buch, in dem sie die schwierige Beziehung zwischen Eltern und Kindern analysiert, die Ursachen beschreibt und Lösungen findet. Es seien keine krankhaften, sondern ganz „normale“ Eltern-Kind-Beziehungen, die sie auch aus eigener Erfahrung beschreibe. „Altlasten nicht gelöster Konflikte erschweren die Beziehung auf beiden Seiten. So fühlen sich die Kinder oft nicht genug geliebt, nicht ernst genommen und halten ihre Geschwister für bevorzugt. Sie wollen sich aus dem Schatten dominanter Eltern lösen, sich abgrenzen, doch der Abnabelungsprozess gelingt oft nur schwer.“
Wenn alte Eltern dagegen eingeschränkt in ihrer Selbstständigkeit oder gar pflegebedürftig würden, falle es ihnen schwer, die Umkehr der Verantwortung zu akzeptieren. „Krankheit und persönliche Verluste lassen Eltern dann ungerecht werden, sie mischen sich zu sehr in das Leben der Kinder ein“, stellte die Autorin fest. Die Kinder hätten einen schwierigen Spagat zwischen Elternfürsorge und Selbstfürsorge zu bewältigen. Den Eltern Grenzen setzen, jedoch auch, deren Lebensleistung anerkennen und eine bessere Wahrnehmung füreinander auf Augenhöhe finden: Das mache den Weg zur Versöhnung frei.
In der Diskussion schilderten Zuhörer ihre eigenen Erfahrungen, erzählten zum Beispiel, wie aus Groll wegen unbewältigter Konflikte am Ende eine Art Freundschaftsverhältnis mit der Mutter wurde und gaben den Rat zur Liebe und Gelassenheit. „Es geht nur, wenn wir Frieden mit uns selbst finden. Verbitterung steht der Versöhnung im Wege“, sagte eine Teilnehmerin.
Bad Pyrmont. „Bei einem vom Patienten gewünschten Suizid zu assistieren ist mit den Grundsätzen der Hospizarbeit nicht vereinbar“, sagt Annette Kleine-Gödde. Damit macht die Vorsitzende des Hospizvereins gleich klar, wie ihr Verein und dessen Ehrenamtliche zum „assistierten Suizid“ stehen. Dabei haben sie ihre Position nicht etwa nur in Diskussionen in der Gesellschaft gefunden und vertreten, sondern das Streitthema auch in einem Fortbildungsseminar ihre Vereins behandelt.
Wie tiefgründig und feinfühlig sich die in der Hospizarbeit tätigen Menschen mit dem Thema Sterben und Tod auseinandersetzen, wurde auch in einer beeindruckend sachlichen Diskussion klar, die sich jetzt während der Versammlung entspann.
In ihrem weiteren Bericht lenkte sie die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer in Bad Pyrmonts vollbesetztem katholischen Gemeindehaus auch auf Arbeitsfelder des Vereins, die nicht unmittelbar mit der Begleitung Schwerstkranker zu tun haben.
Dazu gehört auch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, die sich in dem Projekt „Verrückte Leben“, der Bilderausstellung zum Kinderhospiz Löwenherz im Museum, in Theaterprojekten wie auch in der Fortbildung im Bathildiskrankenhaus zum Thema Demenz oder Suizid widerspiegelten.
Wie vielen Menschen die Ehrenamtlichen im vergangenen Jahr zur Seite standen, weiß Jutta Jess, eine der beiden hauptamtlichen Koordinatorinnen: „Unsere Leute haben 108 Schwerstkranke sowohl in Altenheimen als auch in deren privaten häuslichen Bereich begleitet“, berichtet sie. Es sei nicht selten, dass manche Sterbebegleiter nur ganz kurz mit den todkranken Menschen und ihren Familien in Kontakt kämen, während andere Familien sogar über ein ganzes Jahr hinaus begleitet würden.
Jess’ Kollegin Regina Stelter ergänzt, dass die ehrenamtlichen Begleiter sich unterschiedlichen Aufgaben widmen und sich somit auch verschiedenen Gruppen innerhalb des Vereins angeschlossen hätten. So stellten sich in der Helfergruppe derzeit 56 speziell ausgebildete Frauen und Männer für die Begleitung Sterbender und deren Angehöriger zur Verfügung. Sie würden über Supervision und Fallbesprechungen intensiv unterstützt. Ein besonderer Schwerpunkt liege in der seit 2007 in Kooperation mit dem Kinderhospiz Löwenherz angebotenen ambulanten Kinderhospizarbeit. Die beschränkt sich übrigens nicht auf die Begleitung schwerkranker Kinder, biete auch Kindern Beistand, die einen geliebten Angehörigen verloren hätten.
Um Trauerarbeit geht es auch in der Gruppe „Verwaiste Eltern“. Sie soll Betroffenen helfen, den Verlust zu ertragen und mit Trauer umgehen zu können.
Ein anderer Arbeitskreis kümmert sich eher um allgemeine Informationen über schwere Krankheitsverläufe, Sterben und Tod und richte hierzu Info-Veranstaltungen aus. Neu wiederbelebt sei die unterstützende Mitarbeit im stationären Hospiz im Friedensthal. „Da gibt es eine ganze Reihe sogenannter bettferner Tätigkeiten“, beschreibt Regina Stelter den Aufgabenbereich. Das beginne beim Waffel- oder Kuchenbacken und reiche über die gemeinsame Arbeit mit Bewohnern in der Küche und die Begleitung bei Ausflügen bis hin zum „einfach nur Dasein“, um ein Zuhören anzubieten.
Für diesen Wirkungskreis böten sich Ehrenamtliche an, die einfach einmal weniger Belastendes übernehmen möchten, oder auch Interessierte, die sich eine Hospizarbeit vorstellen könnten, ohne in die Begleitung Totkranker einbezogen zu werden. Auch diese Neuzugänge würden eine grundlegende Aus- und Fortbildung erhalten, um das erforderliche Rüstzeug für ihre Arbeit am und mit Menschen zu bekommen.
Überhaupt lege der Vorstand des Vereins großen Wert auf eine hochqualifizierte Ausbildung der Ehrenamtlichen, versichert Annette Kleine-Gödde. Hierzu werde auch gehören, sich zum Teil noch wenig beachteten Betreuungsproblemen bei Menschen mit Handicaps, Wohnungslosen oder auch der kulturellen Öffnung bei Migranten zuzuwenden.
Von Klaus Titze
Bad Pyrmont. Seit November 1994 existiert in Bad Pyrmont der Hospiz-Verein, in dem sich eine Vielzahl von Menschen zusammengeschlossen hat, die ein Interesse an hospizlicher Sterbebegleitung haben. Ihre ambulante Begleitung war vorrangig auf die in ihrer häuslichen Umgebung bleibenden sterbenskranken Menschen ausgerichtet. Da sich eine ambulante Begleitung nicht immer bis zuletzt ermöglichen lässt, initiierte der Verein Ende der 90er Jahre die Errichtung einer stationären Einrichtung. Im Jahr 2000 eröffnete das „Hospiz Mutter Anselma“ unter der Leitung des Thuiner Franziskanerordens.
Mit Beginn des Jahres haben die Thuiner Schwestern das Haus an eine gemeinnützige Gesellschaft abgegeben, sodass die Einrichtung nun unter dem Namen Agaplesion Haus Bethesda Hospiz geführt wird. Unter der neuen Leitung hat sich an der grundsätzlichen pflegerischen Ausrichtung nichts verändert. „Hauptamtliche leisten die notwendige palliative Betreuung schwerstkranker Menschen in einer sehr intensiven Lebensphase“, beschreibt Marianne Gehring, die pflegerische Leiterin der Einrichtung, und fügt an: „Darüber hinaus gibt es zahlreiche Aufgabenfelder, um die Sterbenden oder auch deren Angehörige zu begleiten, in ihren Ängsten und Sorgen aufzufangen oder auch einfach nur da zu sein.“
„Da kann das Mitwirken ehrenamtlicher Kräfte des Hospiz-Vereins eine wertvolle Ergänzung sein“, sprechen Bernhard Jess als Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft des Hospizes und die Vorsitzende des Hospiz-Vereins, Annette Kleine-Gödde, gemeinsam aus. Diese ehrenamtliche Arbeit ist ausdrücklich in den Richtlinien zur Ausgestaltung stationärer Hospize definiert und soll nun durch den Hospiz-Verein umgesetzt werden. Wie dies konkret ausgestaltet sein soll, beschreibt ein Kooperationsvertrag, der nun fertig ausformuliert von Jess und Kleine-Gödde im Beisein von Gehring und Regina Stelter, der Koordinatorin im Hospiz-Verein, unterzeichnet worden ist.
Für den Hospiz-Verein ergibt sich hier ein neues Tätigkeitsfeld mit einer etwas anderen Ausgestaltung als im ambulanten Bereich. In der ambulanten Hospizarbeit, wie sie bisher vorrangig von den Ehrenamtlichen des Vereins geleistet werde, seien die Ehrenamtlichen zumeist mit dem zu begleitenden Menschen und seinen Angehörigen in dessen häuslichem Umfeld allein und somit dem Anderen in besonderer Weise als persönlicher Ansprechpartner verantwortlich. Ambulante Hospizarbeit kann sehr anspruchsvoll sein und fordere viel Kraft, Zeit und das Einlassen auf den Sterbenden und seine private Situation. Darauf werden die Begleiter intensiv in Aus- und Fortbildungsmaßnahmen vorbereitet und in dem Netzwerk des Vereins supervisorisch aufgefangen. Im Gegensatz dazu seien Ehrenamtliche in der stationären Hospizarbeit in der Regel in ein Team mit hauptamtlich Pflegenden eingebunden. Die Aufgabenfelder können vielfältig sein und neben der persönlichen Begleitung eines einzelnen Gastes auch Angebote und Aktivitäten für mehrere Gäste darstellen. „Das kann über gemeinsames Backen, Singen oder Spielen bis hin zu gemeinsamen externen Unternehmungen gehen“, beschreibt Kleine-Gödde und stellt heraus, dass hier regelmäßig Zeit zur Verfügung gestellt wird. „Anwesend sein, zuhören, auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner des stationären Hospizes eingehen zu können oder auch hauswirtschaftliche Arbeiten im Hospiz zu übernehmen, dürfte wohl die Tätigkeit bestens beschreiben.“
„Zur Vorbereitung auf die ehrenamtliche Arbeit wird auch in diesem Jahr wieder durch den Hospiz-Verein ein Kurs angeboten, der ab dem 5. April im KOMM in der Lortzingstraße stattfinden wird“, weist Kleine-Gödde hin. Der Hospiz-Verein möchte durch diese Schulung neue Ehrenamtliche gewinnen, sowohl für die ambulante Arbeit als auch für den neuen Tätigkeitsbereich im stationären Hospiz Haus Bethesda. Die Schulung erfolgt in zwei Theorieblöcken mit wöchentlichen Terminen, verteilt von April bis Oktober und einem Praxisteil. In dem Kurs sind noch einige Plätze frei, Interesssenten sollten sich zeitnah melden, um entsprechend planen zu können. Nähere Informationen dazu gibt es durch die Koordinatorinnen des Hospiz-Vereins.
Wer sich dem Team der Ehrenamtlichen anschließen oder sich auch allgemein zunächst über diese Tätigkeit informieren möchte, kann sich montags von 15 bis 18 Uhr oder donnerstags von 9 bis 13 Uhr an den Hospiz-Verein im KOMM wenden oder sich auch im Internet unter www.hospizverein-badpyrmont.de informieren.
VON KLAUS TITZE
Lügde (afk). Verbesserungsvorschläge, die den innerbetrieblichen Ablauf verbessern, sind der Geschäftsleitung der Firma Schwering & Hasse Elektrodraht immer eine Prämie wert. Die Mitarbeiter, die davon profitierten, haben jetzt zusammengelegt und insgesamt 1.307 Euro an die Vertreter des Hospizvereins, die Tafel und den Kinderschutzbund überreicht. Sie waren sich einig: "Es gibt viele Gründe zu spenden." Und deshalb haben sie die von ihnen erarbeiteten Prämien konsequenterweise weitergegeben. Profitiert haben davon Vereine, die sich ehrenamtlich um Bedürftige in unserer Gesellschaft kümmern. "Wir spenden zwar vor allen Dingen Zeit, aber wir brauchen zur Deckung unserer Sachkosten auch Spendengelder", freute sich Gert Klaus vom Vorstand des Bad Pyrmonter Hospizvereins über den Scheck in Höhe von 635 Euro. "Das hilft uns sehr unsere Aufgaben zu erfüllen", merkte er an. Wie schwierig, aber auch wie erfüllend diese Arbeit mit Menschen in schwierigen Lebenslagen manchmal ist, beschrieb Monika Dreischer vom Hospizverein, die von ihrer Zeit als Begleiterin einer Familie mit einem schwerstkranken Kind berichtete.
Hilfe brauchen auch diejenigen, die jede Woche die Pyrmonter Tafel besuchen und dort mit Lebensmitteln versorgt werden. Renate Weede und Brigitte Schrank von der Bad Pyrmonter Tafel freuten sich über 450 Euro an Spendengeldern. Hinter der Pyrmonter Tafel, die auch Lügder Bedürftige unterstützt, stecken rund 15 Ehrenamtliche, die viel Zeit in eine Arbeit stecken, die ohne die Unterstützung aus Spenden überhaupt nicht funktionieren würde. Die Zahl der Menschen, die das Angebot der Tafeln nutzen, steigt, stellten Weede und Schrank fest. Brigitte Schrank merkte an, dass es gut sei, dass es die Tafeln gebe, dass es aber für unsere Gesellschaft beschämend sei, dass es sie überhaupt geben müsse. Ähnlich könnte man es für die Arbeit des Kinderschutzbundes formulieren. 222 Euro konnte Silvia Groth vom Bad Pyrmonter Kinderschutzbund für die Arbeit dieses Vereins mitnehmen. Ihre Feststellung "Es hat mich wirklich gefreut, dass die S&H-Mitarbeiter an uns gedacht haben", spiegelte die Freude der anderen Vereinsvertreter wider und bot den Spendern die zufriedenstellende Gewissheit, dass sie bei ihrer Entscheidung alles richtig gemacht haben.
von Achim Krause für Lippe Aktuell, 13.01.2016
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